Kinder haben nicht nur seit Menschengedenken das Bedürfnis, geliebt und anerkannt zu werden und ohne Gewalt aufzuwachsen, sie haben heutzutage auch einen rechtlichen Anspruch darauf. So hat seit dem Jahr 2000 jedes Kind in Deutschland das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig. Aus diesem Recht auf eine gewaltfreie Erziehung ergibt sich ein Schutzauftrag für alle mit Kindern tätigen pädagogischen Fachkräfte. Demgegenüber bezieht die mittlerweile gefasste Definition neben dem intervenierenden auch den präventiven Kinderschutz mit ein.
Das Thema sozial-emotionale Kompetenzen ist für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen von ganz besonderer Bedeutung. Aus genau diesem Grund definiert das Kindertagesförderungsgesetz diesen Bereich als einen wesentlichen Bildungs- und Erziehungsbereich, der sich in der Bildungskonzeption MV wiederfindet und somit zum gesetzlich verankerten Bildungsauftrag gehört. Zum Auftrag von Erwachsenen gehört es demnach, auch zentrale Lebensbezüge und Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen aufzugreifen und einzubeziehen, die herausfordernde Emotionen hervorrufen, wie Verlusterfahrungen im Sinne einer konflikthaften Elterntrennung, aber auch die Berührung mit der Endlichkeit des Lebens, wenn nahe Familienangehörige lebensverkürzt erkranken oder sogar versterben.
Klinische Studien beispielsweise aus den Bereichen der Neurobiologie, der Kinderpsychopathologie und aus der Bindungsforschung zeigen ein deutlich erhöhtes Entwicklungsrisiko für Kinder und Jugendliche mit herausfordernden Verlusterfahrungen. Jedoch belegen Langzeitstudien auch, dass betroffene Kinder und Jugendliche diese Krisensituationen durchaus gut verarbeiten können und später kreative und glückliche Erwachsene werden, wenn es ihnen gelungen ist, mit dieser besonderen Herausforderung in ihrem Leben kompetent umzugehen. Dazu sollten die Mädchen und Jungen befähigt werden, einen bewussten Umgang mit unangenehmen Emotionen zu erhalten.
Unsere Emotionen sind der natürliche Kompass unseres Herzens, der uns immer wieder zurück zu unserer inneren Harmonie führt. Jede Emotion enthält einen Handlungsimpuls, der Aufschluss darüber gibt, welches Bedürfnis nicht erfüllt ist und wonach wir uns zutiefst sehnen. Durch einen konstruktiven Umgang mit unseren Gefühlen sind wir demnach in der Lage, von der Ohnmacht in die Handlungsfähigkeit zu kommen sowie präventiv für die kleinen und großen Stürmen des Lebens gewappnet zu sein. Wenn wir möchten, dass unsere Kinder sich zu mental gesunden und verantwortungsbewussten Persönlichkeiten entwickeln, müssen wir ihnen erlauben, alle Facetten an Gefühlen wahrnehmen, ausdrücken und auf eine konstruktive Weise bewältigen zu können. Ein wichtiger Beitrag zur Gewaltprävention besteht darin, Kinder seelisch stark zu machen. Selbstbewusste Kinder, die sich wertgeschätzt fühlen und die es gewohnt sind, ihre Meinung zu äußern und ihre Grenzen zu markieren, sind besser vor Gefährdungen geschützt. Ein wichtiges Element von Persönlichkeitsbildung ist daher die Förderung der emotionalen und sozialen Kompetenzen der Kinder. Und dazu müssen auch wir als Erwachsene Verantwortung für unsere Emotionskultur nehmen und auch selbst wieder ins Fühlen kommen.