Wenn Frauen und Männer eine neue Rolle im Leben einnehmen und Mama oder Papa werden, dann beginnt ein vollkommen neuer Lebensabschnitt. Elternschaft hat ja bekanntlich viele Gesichter und ist von der Bandbreite an Emotionen kaum zu übertreffen. Zu Beginn dieser intensiven Reise nach der Geburt denken sicher die wenigsten an die Zeit „danach“- wie es wohl sein wird, irgendwann als Mama oder Papa wieder in den Berufsalltag zurückzukehren. Wenn sich die Elternzeit jedoch langsam dem Ende neigt, dann graut es vielen Eltern, besonders den Mamas, vor diesem Schritt in die Fremdbetreuung. Die intensive Zeit, in der die familiären Bezugspersonen und das Kind immer näher zusammen gewachsen sind, bekommt eine neue Dimension. Wehmut und Melancholie können sich nun unter den Familienalltag mischen. Viele Eltern trauern dieser intensiven Zeit sogar schon jetzt nach und blicken unsicher den nächsten Wochen und Monaten entgegen.
1970 befasste sich die amerikanische Psychologin Ellen Hock intensiv mit Trennungsängsten von Müttern hinsichtlich der Eingewöhnung ihrer Kinder von der Familie in die Kindertageseinrichtung. Bei den durchgeführten Interviews kam Hock zu dem Resultat, dass es drei Kategorien von Ängsten gab: betreuungsbezogene, kindbezogene und berufsbezogene Trennungsängste. Bei den betreuungsbezogenen Trennungsängsten zweifelten Mütter daran, ob die Kindertageseinrichtung den Bedürfnissen des Kindes überhaupt gerecht werden kann. Hingegen sahen sie es bei den kindbezogenen Trennungsängsten als fragwürdig, ob ihr Kind sich an die außerfamiliäre Betreuung überhaupt gewöhnen kann. Schließlich fühlten sich die Mütter bei den berufsbezogenen Trennungsängsten unsicher, ob sie es schaffen, zu einer Balance zwischen Beruf und Familie zu gelangen. Alle Ängste spiegelten dabei die Auseinandersetzung mit der bevorstehenden, neuen Situation wider: ins Berufsleben mit der Rolle als „Mutter“ zurückzukehren und das eigene Kind dabei fremdbetreuen zu lassen.
Auch heutzutage wird diese Zeit als eine unsichere erlebt, wenn das Kind kurz vor der Eingewöhnung beziehungsweise im Fachjargon vor einer „Transition“ steht. Die Transitionsforschung geht davon aus, dass auch die Eltern eine massive Umstrukturierung erfahren, so dass auch sie sich in einem überwältigenden Übergang befinden. Und genau hier liegt mein Ansatz, denn auch Eltern benötigen einen optimalen Rahmen, um sich mit ihrer zukünftigen Rolle als berufstätige*r Mutter/ Vater eines Krippenkindes identifizieren zu können:
Um die Übergänge für die Familien im Sinne der Resilienz auszurichten, müssen die Veränderungen möglichst gering, vorhersehbar und kontrollierbar gestaltet werden. Durch eine achtsame und einfühlsame Begleitung der familiären Bezugspersonen in diesem besonders emotionalen Lebensabschnitt möchte ich euch, liebe Eltern, in diesen geschützten Raum einladen. Hier darf euer aktuelles Erleben mit allen Gedanken und Gefühlen betrachtet werden. Im Austausch mit anderen Müttern und Vätern könnt ihr positive Zielvisionen entwickeln, um diesem besonderen Lebensabschnitt optimistisch und gestärkt entgegen zu blicken. Es ist mir ein Herzensanliegen, euch dabei hilfreiche Werkzeuge an die Hand zu geben, damit ihr diesen bedeutsamen Schritt voller Zuversicht gehen könnt, denn eine gelungene Eingewöhnung kann schon vorab innerhalb der Familie optimal vorbereitet werden.